Leider muss ich Zoro im Herbst 2018 völlig unerwartet gehen lassen. Er ist scheinbar kerngesund, als er plötzlich schwere Bauchkrämpfe bekommt.
Als er aufhört zu fressen, starke Schmerzen hat und die tierärztliche Behandlung nicht anschlägt, bringen wir in ins Tierspital Bern. Die Prognose nach der Untersuchung ist niederschmetternd: Harnsteine und bereits eine Entzündung im Bauchraum aufgrund des ausgetretenen Harnstoffes. Die Chancen in seinem Zustand noch eine Operation zu überleben sind laut Tierärtzin äusserst gering… Ein Blick in seine Augen sagt mir, dass es besser ist, ihm die Schmerzen zu ersparen.
Unsere grossen und kleinen Abenteuer der letzten beiden Jahre in einem Video. Das meiste ist mit dem Handy gefilmt. Zeigt aber trotzdem ganz schön, was wir alles erlebt haben.
In den ersten Lebensmonaten trainiere ich mit den zwei Jungs vor allem eines: Die Beziehung. Oft sitze ich stundenlang bei ihnen, kraule sie, spiele mit ihnen.
Schon früh nehme ich die zwei Jungs überall hin mit. Sie kommen auf kleine Spaziergänge mit und lernen so die Welt kennen. Sobald sie ein bisschen zu neugierig werden, lernen sie an der Leine zu laufen. Wir machen auch bald die ersten Ausflüge mit ihnen. Autofahren ist bald kein Problem mehr und sie verstehen auch, dass es beim Wandern eben ums Laufen geht.
Als das Wetter im Herbst unangenehmer wird, beschränken wir die Spaziergänge auf kleinere Runden in der Umgebung des Stalles. Wie gross die zwei Buben schon geworden sind! Unterdessen kann ich auch Nina mitnehmen. Ich bin zwar stets der schlichtende Pol, aber alle drei sind unterdessen so gut erzogen, dass sie wissen, dass sie einander beim Spazierengehen nicht verhauen dürfen. Meistens klappt es. Das macht mich schon ein bisschen stolz.
Pfauenziegen haben ein ausgeprägtes Temperament. Nina hat es noch nie an Kampfwille gefehlt. Und die zwei Jungspunde lernen nun langsam, was es heisst, sich als Ziege zu behaupten. Zoro ist das Baby, er muss zuerst noch unten durch. Aber auch er wird seinen Platz finden. Bis dahin achten wir darauf, ihm genügend stressfreie Phasen im Tag zu bieten und mit ihm das Vertrauen aufzubauen, dass er in unserer Nähe sicher ist.
Langsam übe ich mit den beiden die ersten Tricks und damit spielerisch was es heisst “zu lernen”. Sie lernen meine Stimmkommandos deuten und verstehen wann es Belohnung gibt und wann nicht. Ich arbeite viel mit der Stimme. Mein Stimmlob benutze ich ähnlich wie den Klicker. Mit der Zeit wissen meine Ziegen genau, was ein “fein” bedeutet und brauchen nicht mehr immer Futterlob dafür.
Im zweiten Jahr sind die Jungs zu stattlichen Böcken herangewachsen und wir können können grössere Touren zusammen unternehmen. Unter anderem verbringen wir mehrere Tage im Jura oder gehen unsere Freunde in Adelboden besuchen. Nina, das Grosi, bleibt bei langen Touren lieber entspannt zu Hause.
Wollo und Zoro lernen zu ziehen, einen Packsattel zu tragen und nehmen im Herbst sogar mit zwei Ponys an einem kleinen Pferdemusical teil. Sie meistern alle Herausforderungen mit viel Neugierde und einer gehörigen Portion Witz.
Training mit Zoro & Wollo an einem Sommerabend. Die beiden lernen u.a. auf Körpersprache zu weichen (persönlichen Raum respektieren – bei Ziegen sehr wichtig), Führübungen und Longieren, Gähnen auf Kommando, Küsschen geben, Fuss heben, Hinlegen, Sitzen, Spanischer Schritt, Steigen etc. Und natürlich viel Kuscheln. 🙂
An einem verregneten Frühlingswochenende machen wir einen Ausflug zum Lac de Gruère im Jura. Ein rabenschwarzer Moorsee, den man umwandern kann. Eindrücklich ist das Wasser, das so überhaupt nicht preisgibt, was sich in seinen Tiefen verbirgt.
Der Étang de la Gruère ist ein gestauter Moorsee, der sich in einer Mulde auf dem Hochplateau der Freiberge im Kanton Jura befindet. Das Hochmoorgebiet steht unter Naturschutz.
Unsere beiden gehörnten Begleiter ziehen – wie immer – viel Aufmerksamkeit auf sich. Da sich viele Leute auf die Seeumrundung begeben haben, einige auch mit ihren Hunden, behalten wir die zwei Böckli mehrheitlich an der Leine. Sie machen das super und gewöhnen sich auch schnell dran, über Stege und Brücken zu träppelen.
Zum Abschluss des Ausfluges gibt es ein Kafi am Bielersee. Toll! 🙂
Die meisten Bilder sind von S.Marti, der Rest mit einer kleinen Kamera gemacht.
Zoros Start ins Leben war von Leid geprägt. Zoros Mama – die grosse, starke Zora – hat bei seiner Geburt einen schlimmen Gebärmutterriss erlitten, weshalb wir sie schweren Herzens kurz nach den ersten Atemzügen des kleinen Zoros von ihren Schmerzen erlösen mussten. Dass Zoro diese Geburt und die folgenden Tagen überlebt hat, grenzt an ein Wunder. Zuerst will er nicht trinken, steht nur da auf seinen krummen Beinchen, den Blick noch in einer anderen Welt… Als die Hoffnung schon fast verloren ist, nimmt er endlich den ersten Schluck Milch. Und von da an ist er über den Berg. Er beginnt zu trinken wie wild. Mit jedem Schluck wird er lebendiger. Man kann ihm beinahe beim Wachsen zuschauen.
Die ersten Wochen ist er bei uns in der Wohnung. Er braucht alle paar Stunden sein Fläschchen. Nach dem Trinken springt er ein bisschen herum und schläft dann auch schon bald wieder ein. So ein Zicklein ist in den ersten Wochen einfach nur süss! Der Kleine folgt mir auf Schritt und Tritt – und das meistens nur hüpfend…
Doch auch für klein Zoro beginnt irgendwann das Leben als “normale” Ziege. Spätestens als er anfängt alles (und wenn ich sage alles, meine ich ALLES) in seiner Umgebung zu essen, auf Tischen und Betten herumhüpft und ständig rein pinkelt (Ziegen stubenrein zu bekommen ist leider so gut wie unmöglich…), muss er anfangen im Stall zu schlafen. Ganz alleine, ohne Menschenmama. Dafür bekommt er seinen neuen Kumpel Wollo.
Zoro kennt anfangs keine Angst. Er tollt ohne Bedenken mitten in die Hörner seiner Urgrossmutter. Und wer schon mal näher mit Ziegen zu tun hatte weiss, dass die nicht zimperlich sind. Da wird die Rangordnung geklärt. Egal wie süss der Kleine ist. So ist das dann auch. Irgendwann ist klar, dass Zoro sich hinten anstellen musste. Zumindest solange er noch klein ist. Zum Glück hat er ja immer noch seine Menschenmama, die es nicht lassen kann, ihn auch jetzt, wo er grösser ist, noch ordentlich zu bemuttern.